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Playwright vs. Selenium – Wer gewinnt und warum?
Wenn es um die Automatisierung von funktionalen Testfällen geht, ist auch heutzutage Selenium noch eines der populärsten Tools. Es bietet einen breiten Support von Browsern und Programmiersprachen, ist Open-Source und stellt ein großes Ökosystem von Plugins und Integrationen in andere Tools wie etwa JUnit bereit. Über die letzten Jahre hat sich allerdings das von Microsoft entwickelte und 2020 veröffentlichte Open-Source-Tool Playwright als ernsthafte Alternative zu Selenium etabliert und kommt in immer mehr Projekten zum Einsatz. Deshalb wollen wir an dieser Stelle die beiden Tools vergleichen und ihre Stärken und Schwächen in verschiedenen Kategorien betrachten und bewerten.
Playwright vs. Selenium Setup
Der erste Unterschied zeigt sich direkt beim Setup der beiden Tools. Hier kann es bei Selenium schnell kompliziert werden. Es müssen die verwendeten Libraries, Plugins und Browser inklusive kompatibler Browsertreiber (z. B. geckodriver oder chromedriver) installiert und verwaltet werden. Dies erfordert selbst mit Build-Tools wie Maven einen großen Aufwand.
Playwright hingegen ist einfacher aufzusetzen und zu verwalten. Nach der Einrichtung von Node.js kann über einen Package Manager wie npm das Playwright-Package einfach installiert werden. Mithilfe eines einfachen Commands ist es dann auch möglich alle benötigten Browser-Binaries herunterzuladen und zu verwalten.
Programmiersprachen und Browser Unterstützung
Hier zeigt sich eine der großen Stärken von Selenium, denn was die Breite der Unterstützung von Programmiersprachen und Browsern angeht, hat es die Nase vorn. An Programmiersprachen unterstützt Selenium nämlich nicht nur Java und Python, sondern auch JavaScript, C# und Ruby. Darüber hinaus gibt es sogar noch Bindings für PHP, Perl, Groovy, Scala, Go, Haskell, R und weitere. Diese Vielfalt macht Selenium besonders flexibel, wenn Teams in unterschiedlichen Sprachen arbeiten oder spezielle Anforderungen haben.
Playwright dagegen ist in TypeScript geschrieben, bietet aber mittlerweile neben TypeScript/JavaScript auch Language Bindings für Python, Java und C# an. Die Auswahl ist hier also etwas kleiner, deckt aber immerhin die großen, häufig genutzten Sprachen gut ab.
Auch bei den Browsern hat Selenium die breitere Unterstützung: Neben Chrome und Firefox werden auch Safari, Edge, Internet Explorer und sogar Opera unterstützt. Playwright hingegen setzt auf Chromium (einschließlich der branded Versionen Google Chrome und Microsoft Edge), Firefox sowie die zugrunde liegende Engine von Safari, nämlich WebKit. Safari selbst wird von Playwright also nicht direkt unterstützt, ebenso wenig wie Internet Explorer oder Opera. Ein weiterer Unterschied: Selenium unterstützt generell auch ältere Browser-Versionen, was gerade bei Tests für Legacy-Systeme hilfreich ist. Bei Playwright ist die Browser-Unterstützung dagegen stärker auf moderne Versionen ausgelegt, dafür ist das Setup und die Verwaltung der Browser dort deutlich einfacher.
Browser Kommunikation
Auch die Art und Weise, wie die beiden Tools mit dem entsprechenden Browser kommunizieren ist unterschiedlich. Playwright spricht dabei direkt die Browser an. Im Falle von Chromium zum Beispiel kommuniziert Playwright über die DevTools-Schnittstelle. Selenium hingegen kommuniziert nicht direkt mit dem Browser, sondern benutzt den WebDriver-Standard und benötigt daher für jeden Browser einen eigenen Treiber. Dieser fungiert als eine Art Bindeglied. Dadurch ergibt sich zwar eine breitere Browserkompatibilität für Selenium, die direkte Browser Verbindung von Playwright führt allerdings zu geringerer Komplexität. Damit einher gehen auch eine geringere Fehleranfälligkeit, eine schnellere Ausführung und unkomplizierteres Aufsetzen und Verwalten.
Waits und Asynchronität
Ein wichtiges Thema bei der Implementierung von automatisierten Testfällen ist das Handling von Timing Problemen (z.B. wie lange muss ich warten, bis ich auf ein Element klicken kann). Moderne Web-Apps enthalten heutzutage zum Beispiel auch asynchrone Komponenten oder dynamisch generierte bzw. geladene Inhalte.
Beim Umgang damit ist Playwright klar im Vorteil. Playwright Tests werden grundsätzlich asynchron geschrieben und können deshalb mit asynchronen bzw. dynamischen Elementen in Web-Apps gut umgehen. Darüber hinaus sind bei Playwright die Waits direkt in die Aktionen durch sogenannte „actionability checks“ mit eingebaut. So wird z.B. beim Klick mit überprüft, dass das angesteuerte Element eindeutig, sichtbar und aktiviert ist. Dabei werden viele Timing Probleme automatisch umgangen, ohne dass der Testautomatisierer sich selbst um das Waiting kümmern muss. Das macht Testfälle stabiler und schneller.
Selenium stellt zwar viele Möglichkeiten bereit, sowohl implizite als auch explizite Waits in seine Tests einzubauen (z.B. WebDriverWait), dieses Handling muss aber vom Testautomatisierer eingebaut und konfiguriert werden. Dies birgt das Risiko, dass die Tests fehleranfälliger und langsamer werden.
Elementerkennung und Selektoren
Auch bei diesem Thema ist Playwright im Vorteil. Zwar unterstützt Selenium gängige Selektoren wie XPath oder CSS, diese können aber je nach Aufbau der Web-App schnell komplex werden und die Wartbarkeit der Tests negativ beeinträchtigen.
Playwright unterstützt diese Selektoren auch, stellt dazu aber noch weitere hilfreiche Funktionen bereit. Elemente können z.B. über ihren Textinhalt, ein Label oder ihre ARIA-Rollen identifiziert werden. Auch die Möglichkeit, mehrere Lokatoren über eine einfache Syntax aneinander zu ketten, macht die Elementerkennung in Playwright einfacher. Ebenfalls ist der Umgang mit Elementen wie z.B. iFrames oder Shadow DOM in Playwright einfacher als in Selenium.
Funktionsumfang
Eine der großen Stärken von Selenium ist seine Erweiterbarkeit, etwa durch eine Vielzahl an Plugins oder die Integration in bestehende Frameworks wie z.B. JUnit. Dadurch sind dem Funktionsumfang von Selenium-Tests kaum Grenzen gesetzt. Das Einbinden vieler für das Testen nützlicher Funktionen wie z.B. die Aufnahme von Screenshots oder Videos, das Logging, die Emulation von Devices oder die parallele Testausführung erfordern allerdings einen hohen Aufwand.
Diese oben genannten Funktionen sind bei Playwright schon inbegriffen und können daher viel unkomplizierter in die eigenen Tests mit eingebaut werden.
Community Support
An dieser Stelle kann Selenium wieder punkten, schließlich ist es ein Open-Source Projekt, welches seit über 20 Jahren existiert und sich seit langer Zeit (bis heute) großer Beliebtheit erfreut. Dementsprechend ist die Selenium-Community sehr groß und es ist einfach, bei Problemen schnelle und gute Lösungen zu finden. Ebenso gibt es eine Vielzahl an Plugins und Integrationen in bestehende Frameworks und Plattformen.
Als vergleichsweise neues Tool ist die Playwright-Community natürlich um einiges kleiner. Aufgrund der steigenden Beliebtheit und immer größer werdenden Verbreitung in Automatisierungsprojekten, wächst die Community allerdings stark an.
Fazit
Am Ende stellt sich die entscheidende Frage: Welches Tool sollte man für das eigene Automatisierungsprojekt wählen? Das hängt stark von den individuellen Anforderungen und Rahmenbedingungen ab:
Muss sich das Tool nahtlos in eine große, bestehende Software-Landschaft integrieren? Müssen auch Legacy-Systeme mit älteren Frameworks getestet werden?
Soll eine möglichst breite Browser-Abdeckung inklusive Internet Explorer erreicht werden? Ist eine große und etablierte Community mit umfassendem Support wichtig?
In solchen Fällen ist Selenium nach wie vor oft die bessere Wahl. Durch seine lange Historie, die breite Unterstützung vieler Programmiersprachen und Browser – inklusive älterer Versionen – bietet es genau hier seine Stärken.
Ist das Testobjekt hingegen mit modernen Technologien bzw. Frameworks gebaut? Besteht es aus vielen asynchronen oder dynamischen Komponenten? Sind Performance, Stabilität und einfache Wartbarkeit von großer Bedeutung? Soll das Setup möglichst unkompliziert sein?
Dann lohnt sich ein Blick auf Playwright. Durch moderne Architektur, gute Performance und integrierte Features wie einfaches Handling von mehreren Browser-Engines ist es hier oft die bessere Option.
Kurz gesagt: Wer maximale Kompatibilität und breite Unterstützung braucht, fährt mit Selenium meist besser. Wer moderne Webanwendungen möglichst effizient, stabil und schnell testen möchte, sollte Playwright in Betracht ziehen.
Am Ende ist es wie so oft in der Softwareentwicklung: Die Wahl des richtigen Werkzeugs hängt ganz von den Anforderungen, der bestehenden Infrastruktur und den Prioritäten im Projekt ab.
FAQs:
Muss ich mich wirklich für eines der beiden Tools entscheiden?
Nein, nicht unbedingt. Es gibt auch Ansätze, bei denen beide Tools parallel im Projekt eingesetzt werden: z. B. Selenium für Legacy-Browser, die Playwright nicht unterstützt, und Playwright für moderne Apps. So kann man von den jeweiligen Stärken profitieren. (How to use Selenium and Playwright at the same time Without Pain | by Lopezm Didac | Medium)
Wie wichtig ist die Unterstützung älterer Browser heute noch?
Das hängt stark von der Zielgruppe ab. Für öffentliche Webseiten, die auch ältere Unternehmens-PCs oder veraltete Betriebssysteme berücksichtigen müssen, kann der Internet Explorer oder alte Safari-Versionen immer noch ein Thema sein. Für moderne SaaS-Produkte oder interne Anwendungen reicht meist der Fokus auf aktuelle Chrome-, Edge- und Firefox-Versionen – genau das, worauf Playwright spezialisiert ist.
Warum ist das Setup von Selenium aufwändiger?
Weil Selenium nach dem WebDriver-Standard arbeitet, der einen separaten Treiber für jeden Browser braucht. Diese Treiber müssen gepflegt, auf passende Versionen abgestimmt und aktuell gehalten werden. Playwright dagegen lädt direkt passende Browser-Binaries herunter und kümmert sich automatisch darum.
Wie sieht es mit Mobile Testing aus?
Selenium kann zusammen mit Appium native Mobile-Apps testen (Android & iOS). Playwright kann hingegen nur mobile Browseransichten emulieren (z. B. iPhone Viewport). Native Apps kann man mit Playwright nicht testen.